Fakeshop Finder | 1 überraschendes Tool?

Fakeshop Finder: Der Rechtsverkehr im Internet ist einfach, schnell und komfortabel. Ein Klick vom Sofa aus und nur wenige Stunden oder Tage später erhält man ein gewünschtes Produkt oder eine gebuchte Dienstleistung und musste dazu nicht einmal das eigene Haus verlassen. So sollte es grundsätzlich für Nutzer in der Praxis sein!

Leider ist die Realität oftmals ernüchternd anders, denn gelegentlich stellen sich solche Rechtsgeschäfte im Internet als inhaltlich mangelhaft, rechtlich oder tatsächlich unwirksam oder gar als reiner Betrug dar. Gegen letzteres versuchen die Verbraucherzentralen zum Schutz von Verbrauchern präventiv im Rahmen von Aufklärung vorzugehen. Es soll sogenannten Fakeshops der Kampf angesagt werden, indem man diese automatisch anhand der Domain der Website und harten Fakten der Realität überprüfen kann und ein Ergebnis in wenigen Sekunden erhält.

Zu diesem Zweck wurde dazu auf der Website der Verbraucherzentrale schon vor längerem ein möglicherweise nützliches online Tool für Verbraucher veröffentlicht: Der Fakeshop Finder↗.

In diesem Beitrag stellen wir Ihnen zur Aufklärung und Schuldenprävention im Rahmen unserer diesbezüglichen Kampagnen das Tool näher vor und beleuchten dabei auch Vor- und Nachteile dieses online Tools für Sie. Es ist, um das Ergebnis zumindest grob vorweg zu nehmen ähnlich aufgebaut und nützlich wie das online Tool scamadviser.

Fakeshop Finder der Verbraucherzentrale

Fakeshop Finder | Zielsetzung

Das Toll unter der Bezeichnung „Fakeshop Finder“ prüft anhand von realen Tatsachen, die in Deutschland durch Unternehmen einzuhalten sind (beispielsweise Transparenzpflichten), ob ein Unternehmen, das über eine eigene Domain und damit über eine Internetpräsenz verfügt, diese Transparenzpflichten auch hinreichend erfüllt und dadurch „seriös“ erscheint.

Daher auch die einleitende Frage im Tool selbst: „Ist dieser Online-Shop seriös?“

Wir beleuchten in diesem Beitrag die Frage: „Ist dieses online Tool eigentlich sinnvoll?“

Diese Zielsetzung des Tools soll es ermöglichen, herauszufinden ob ein Unternehmen sich an in Deutschland geltende Regularien hält und in Deutschland negativ aufgefallen sein könnte. Beides kann einen Nutzer in seinen Entscheidungen gegenüber dem betroffenen Unternehmen – positiv wie negativ – beeinflussen.

Funktionsweise

Der Nutzer kann die URL (Uniform Resource Locator), also die Browserzeile zum Onlineauftritt eines Unternehmens in die einfach gehaltene Maske, die nur eine Eingabemöglichkeit vorhält eingeben und durch den rechtsseitig angebrachten Button mit der Aufschrift Shop-URL prüfen die Prüfung starten. Umgehend nach Betätigung des Buttons beginnt das Tool die Prüfung und wird auch umgehend ein entsprechendes Ergebnis zur geprüften URL des Unternehmens aus.

Das Tool durchsucht unbekannte Quellen zu etwaige negativen Vorgeschichten in Bezug zum Unternehmen (vermutlich interne Ressourcen der Verbraucherzentrale), die Daten im Impressum einer Website zum Unternehmen wie auch dessen Umsatzsteuer ID (soweit eine solche vorhanden ist) und überprüft auch technische Merkmale wie der Serverstandort über den die Website gehostet wird, das Alter der Domain und eine etwaige Übereinstimmung der Landeskennung der Browserzeile zum Serverstandort

Ergebnis

Das Ergebnis einer URL Prüfung zu einem Unternehmen wird kurz und prägnant in Form einer Ampel abgebildet, bei welcher die Farben grün (positiv), gelb (neutral) und rot (negativ) mit einigen Informationem im anschließenden FLießtext zur Begründung des getroffenen Ergebnisses abgebildet werden.

Die Farben der Ampel im konkreten Ergebnis stehen dabei nach Angaben des Tools für folgende Informationen:

Der Online-Shop ist bisher nicht negativ aufgefallen.

In diesem Fall befindet sich die von Ihnen eingegebene URL auf einer verifizierten „Whitelist“ – also einer Liste mit Shops, die bisher nicht negativ aufgefallen sind.

Bitte überprüfen Sie wichtige Details zusätzlich selbst.

Die überprüften Merkmale für diesen Shop sind nicht ganz eindeutig. Shops, die als „gelb“ eingestuft werden, sind bisher weder auf Fakeshop-Listen noch als vertrauenswürdiger Shop auf einer Whitelist eingetragen. Zudem wird mindestens eines der überprüften Merkmale so verwendet, wie dies auch häufig bei Fakeshops der Fall ist.

Das heißt aber nicht, dass es sich um einen Fakeshop handeln muss. Bitte überprüfen Sie in diesem Fall den Shop vor der Bestellung noch einmal selbst. Hat der Fakeshop-Finder beispielsweise automatisch kein Impressum gefunden, können Sie selbst überprüfen, ob eines vorhanden ist und ob die Informationen darin vertrauenswürdig erscheinen.

Der Online-Shop kann schon als Fakeshop aufgefallen sein.

Der Online-Shop weist kritische Merkmale auf. Die Shop-URL kann etwa bereits auf Fakeshop-Listen eingetragen und von anderen Verbraucher:innen als Fakeshop gemeldet worden sein. Schauen Sie sich für das gewünschte Produkt am besten bei einem anderen Shop um.

Jeder Ampelfarbe wiederum folgt eine Empehlung zu entsprechenden Handlungen, die ein Nutzer sicherheitshalber durchführen soll um letzte Zweifel für sich im Rahmen seiner Entscheidung auszuräumen oder zu bestätigen um dadurch selbst auf einer bestmöglich sicheren Seite zu stehen in welcher der Nutzer keinen und deutlich reduzierteren Unwägbarkeiten ausgesetzt ist.

Fakeshop Finder: Vorteile?

Der größte Vorteil ist abgeleitet von der Zielsetzung des Tools sicherlich, dass unerfahrene oder unsichere Internetnutzer bekommen ein Gefühl der Sicherheit vermittelt und werden angeleitet in Ihrem Verhalten einem Unternehmen gegenüber zu Verhaltensweisen, die einen sicheren Umgang für Nutzer darstellen können.

Durch das Gefühl der gesteigerten Sicherheit für Nutzer können auch fundiertere Entscheidungen durch den Nutzer in Bezug auf das überprüfte Unternehmen oftmals getroffen werden, sofern der Nutzer das Glück hat, das Tool in Bezug auf ein Unternehmen zu verwenden, das zufällig in das Rater der Zielsetzung seitens des Tool selbst eingeordnet wird.

Fakeshop Finder: Nachteile?

Das Tool ist aus unserer Sicht leider im Rahmen der geprüften Tatsachen sehr ungenau. Sicherlich ist es richtig, dass die in Deutschland geltenden Transparenzpflichten ein solides Maß an Sicherheit für in Deutschland ansässige oder marktaktive Unternehmen darstellen können. Aber denken wir mal an die Automarken, die hinter dem „Abgasskandal“ alle standen und wie diese Marken in der Gesellschaft in Bezug auf die Seriosität eingeordnet wurden und bis heute eingeordnet werden.

Auch ist die Ausrichtung des Tools nicht auf alle Unternehmen, die eine Onlinepräsenz aufweisen gleichermaßnen nach der eigenen Zielsetzung angepasst und ausgerichtet. Nach der Zielsetzung sollen vorwiegend „Onlineshops“, als Unternehmen, die Waren oder Dienstleistungen online anbieten und vertraglich umsetzen geprüft werden und gerade nicht solche, die den Onlineauftritt grundsätzlich nur für eine bessere Auffindbarkeit und Sichtbarkeit zu Marketingzwecken nutzen. Aber auch solche Unternehmen werden durch das Tool in einer dann eigentlich unpassenden Art und Weise geprüft.

Auch ist das Tool nicht immer korrekt ind er Auswertung und wird deshalb nicht jedem Unternehmen auch angemessen gerecht, da dann nicht alle Fakten und Tatsachen ausgewertet werden und das Unternehmen entweder besser oder schlechter dargestellt wird, als es eigentlich der Fall sein sollte.

Beispiele aus der Praxis

Nehmen wir exemplarisch zunächst unser Haus, die Euro – Invest – Inkasso GmbH als 1. Beispiel für einen Test des online Tools und werten das Ergebnis des Fakeshop Finders anschließend aus:

Fakeshop Finder - Ergebnis zur Euro - Invest - Inkasso GmbH

Schonmal – zumindest für uns – sehr erfreulich, dass wir eine grüne Ampel erhalten. Die „Wichtigen Merkmale“ im Ergebnis, also die gesetzlichen Transparenzpflichten unseres Webauftrittes werden als durch uns eingehalten erkannt und abgebildet. Das unseriöse Bewertungsportal Trustpilot wird ebenfalls genannt, der dortige und relativ positive Score zu unserem Haus ist hart durch uns gegen rechtswidrige Schuldner erkämpft. Unsere Domain besteht immerhin schon seit fast 4 Jahren und unser Server befindet sich innerhalb der EU.

Leider ist unser Unternehmen gerade kein Onlineshop und demnach eigentlich auch nicht das Ziel des online Tools der Verbraucherzentrale, leider ist auch der Datensatz zu unserem Hause unvollständig, da weder unsere Kanäle in den sozialen Medien abgebildet werden noch unser Handelsregisterauszug oder gar unser Rechtsdienstleistungsregisterauszug darin abgebildet werden. Also zu uns ist das Toll als „nette Spielerei“ einzustufen.

Machen wir uns am Beispiel einer unserer Auftraggeberinnen ein weiteres Bild zum Tool, hier wählen wir einmal die Kurafin UG (haftungsbeschränkt) aus, da diese in der Vergangenheit gelegentlich Ziel unqualifizierter und inhaltsleerer Beiträge von eigenwerbenden Anwälten gewesen ist:

Fakeshop Finder - Ergebnis zur Kurafin UG (haftungsbeschränkt)

Es zeichnet sich ein analog zu unserem Haus erläutertes Bild auch zu unserer exemplarisch für eine Prüfung herangezogenen Auftraggeberin ab, auch hier isr der Datensatz leider unvollständig, auch hier wird kein bezug zu einem öffentlichen Register hergestellt und auch hier handelt es sich nicht um einen Onlineshop. Das Ergebnis einer grünen Ampel ist dagegen wieder überaus erfreulich.

Sehen wir uns als nächstes einmal exemplarisch einen unserer brancheninternen Wettbewerber an, wir nehmen dazu vollkommen unvoreingenommen das Unternehmen Culpa Inkasso:

Fakeshop FInder - Ergebnis zu Culpa Inkasso

Ein abermals nahezu identisches Bild zu den beiden vorstehend abgebildeten Beispielen, der Datensatz ist hier allerdings deutlich vollständiger, auch hier ist das Ergebnis mit einer grünen Ampel positiv und auch hier handelt es sich nicht um einen Onlineshop. Gut so Kollegen!

Zuletzt sehen wir uns noch einen Onlineshop an, dazu wählen wir den aufstrebenden Anbieter Temu für Sie aus:

Fakeshop FInder - Ergebnis zu Temu

Oh eine gelbe Ampel! Werten man hier die Angaben im Fließtext des Ergebnisses aus, so hat man erstmalig überhaupt das Gefühl, dass das Tool etwas sinnvolle mitteilt. Es gibt eine frühere Überprüfung des Shops, aus der eine Warnung resultiert und die Angaben des Shops sind entweder unvollständig, irreführend oder für ein automatisches Auslesen gesperrt.

Der Fakeshop Finder stellt vorangestellt fest, dass der Shop kein Fakeshop ist, es aber „bezüglich früherer Beschwerden an die Verbraucherzentrale“ über diesen Shop erkannte Probleme gegeben zu haben scheint.

Unser Fazit zum Tool

Um ehrlich zu sein, wir wissen nicht wirklich, was wir von der Qualität dieses online Tools halten sollen. Unsere Kurzprüfungen an vier Beispielen war – diplomatisch ausgedrückt – in den Ergebnissesn des Tools noch nicht wirklich überzeugend für uns. Sinn und Zielsetzung ist allerdings durch uns ebenfalls als positiv zu bewerten, weshalb es wünschenswert wäre, wenn die Verbraucherzentrale das Tool überarbeitet und dabei erheblich optimiert und an den Stand der aktuellen Technik ausrichtet und anpasst.

So könnte das Tool beispielsweise Trust Elemente auswerten und abbilden, die eine Website wiedergibt oder Datensätze zu einem Unternehmen aus einer Vielzahl weiterer Quellen beziehen, die eine fundiertere EInschätzung ermöglichen. Für Verbraucher ist das Tool daher aus unserer Sicht eine nette Möglichkeit zu einer ersten oberflächlichen Einschätzung eines Unternehmens, wobei ein Verbraucher die Qualität des Tools dringend mitgeteilt bekommen sollte um sich nicht blind auf die Ergebnisse darin einzulassen.

Als kleiner Bonus: Wir haben mit dem Tool geprüft, ob die Verbraucherzentrale selbst ein Fakeshop ist und das ist das Ergebnis:

Fakeshop Finder - Ergebnis zur Verbraucherzentrale selbst

Dieses Ergebnis ist richtig! Es belegt aber auch, dass das Tool eigentlich zwischen Onlineshops und Nicht Onlineshops unterscheiden können sollte. Dies ist – wie vorstehend in den durch uns im Beitrag erbrachten Beispielen – leider nicht in einer angemessenen Art und Weise durch das Tool erfolgt.

Testen Sie das Tool gerne selbst einmal und prüfen Sie dabei alle Unternehmen, die Ihnen einfallen. Nicht immer ist das Ergebnis inhaltlich so wie Sie es erwarten werden! Ergänzen Sie die durch das Tool aufgeworfenen Ergebnisse dennoch bitte stets mit weiteren eigenen Prüfungen (beispielsweise mit dem weiteren online Tool von Scamadviser oder anhand von sachlichen Bewertungen).

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Updated on 9. April 2025

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